Sie ist WDR-Moderatorin, Autorin, Journalistin, Mutter und Reiterin. Kerstin von der Linden lebt und liebt den Sport – und ist vom Para-Reiten fasziniert. Nun ist sie in diesem Jahr Botschafterin des Longines Balve Optimum für die Deutschen Meisterschaften der Para-Dressur.
Was bedeutet Ihnen der Reitsport?
Reitsport kostet Zeit, Nerven, unvernünftig viel Geld, Geduld, Ausdauer und kein Tag ist wie der andere – kurzum: Ich liebe und lebe ihn. Pferde sind unfassbar direkte Lehrmeister, wenn man sich auf sie einlässt. Sie fordern uns auf so vielen Ebenen, nicht nur als Partner im Sport – das finde ich großartig. Gleichzeitig sind sie so sensibel. Ich habe bislang kein Pferd erlebt, das mit einem Kind genauso umgeht wie mit einem Erwachsenen.
Welche Erfahrungen haben Sie in puncto Inklusion– und was ist Ihnen bei diesem Thema wichtig?
Bei Inklusion denken ja alle gleich an Menschen mit Einschränkungen. Das ist so ein Stempel, der unheimlich schwer raus zu bekommen ist. Erstmal heißt Inklusion ja, dass jeder dazugehört, mitmachen kann – ein Teil unserer Gesellschaft ist. Ich glaube, dass wir alle schon einmal Erfahrungen gemacht haben, wo es weh tat, bei etwas nicht dazu zu gehören. Ein schreckliches Gefühl! Inklusion kann nur funktionieren, wenn wir alle aus dieser negativen Erfahrung heraus versuchen, es besser zu machen. Klar, vielleicht habe ich als Zwillingsmama mehr Berührungspunkte mit Inklusion – früher in der Kita, jetzt in der Schule. Immer geht es darum, verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Hintergründen, zusammen zu bekommen. Gerade bei kleinen Kindern ist es ja wie bei Pferden: Sie sehen nicht, was trennt, sondern was einen verbindet. Wichtig ist mir auf jeden Fall, dass Inklusion nicht nur ein hübsches Feigenblatt ist, so nach dem Motto „Wir pappen es drauf und das reicht dann schon“. Da ist in vielen Bereichen im Alltag noch Luft nach oben…
Sie sind Botschafterin des Longines Balve Optimum für die Deutschen Meisterschaften der Para-Dressur. Wie wichtig ist Sport für Inklusion?
Unglaublich wichtig! Sport bringt Menschen zusammen, formt Teams, die sich nicht gefunden hätten, kann begeistern. Da spricht auch für sich, dass der Reitsport mit der WM 2010 in Lexington zum ersten Mal zeitgleich Wettbewerbe für behinderte und nicht-behinderte Sportlerinnen und Sportler hatte. Die Para Dressur ganz selbstverständlich neben Vielseitigkeit, Springen, den weiteren Dressurprüfungen, usw. Das ist noch lange nicht selbstverständlich.
Was fasziniert Sie am Para-Reiten?
Wie immer beim Reiten: Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier. Je nach Grade (Wettkampfklasse, Einstufung der Behinderung) gibt es ja Teilnehmende, die ihre Beine nicht einsetzen können, die mit Schwindel zu kämpfen haben oder sich nicht auf ihre Hilfengebung am Zügel verlassen können. Und dennoch erlebst du einen Ritt voller Harmonie und Kraft. Ich glaube, Para-Reitende und Nicht-Para-Reitende können echt viel voneinander lernen.
Und auf was dürfen sich die Zuschauer der Para-Dressur Ihrer Meinung nach beim Longines Balve Optimum freuen?
Auf Sportlerinnen und Sportler, bei denen sich auch der Blick auf die Lebensgeschichten lohnt. Wenn man wie Heidemarie Dresing erst sehr spät erkrankt, trotzdem nicht aufgibt und bei den Olympischen Spielen in Tokio landet – das klingt eigentlich nach Film-Stoff. Oder Melanie Wienand, die einen schweren Reitunfall hatte und dennoch beim Reiten geblieben ist. Seit Riesenbeck im letzten Jahr mit EM Silber und Bronze… also bitte: Solche Sportlerinnen und Sportler muss man doch live gesehen haben mit ihren Pferden!