Kaum ein Thema wird so viel diskutiert wie die Cuisine unserer Pferde. Wie aber sieht die richtige Fütterung aus? Wie sehr sollten wir den Mineralhaushalt unserer Vierbeiner unterstützen? Und enthalten Möhren tatsächlich zu viel Zucker? Wie der Trog sinnvoll gefüllt werden sollte und welche Ammenmärchen in der Stallküche kursieren, habe ich mit IWEST-Tierärztin Leda Führ besprochen.
IWEST steht seit mehr als drei Jahrzehnten für Innovation & Tradition, Wissen, Erfahrung, Sorgfalt und Tiergesundheit. Seit den Olympischen Spielen in Seoul betreut IWEST auf allen Championaten erfolgreiche Reiter und ihre Pferde. Die eigenen Pferde (Sport- und Rennpferde sowie Zucht- und auch Freizeitpferde) von IWEST sind wertvolle und besonders geliebte Mitarbeiter. Ob Wirkung oder nur Geschmack – sie geben immer die richtigen Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen.

- Das Thema Pferdeernährung ist eine Wissenschaft für sich. Welche grundsätzlichen Dinge gilt es zu überlegen?
Das Wichtigste in der Pferdefütterung ist Heu. Unsere Pferde waren Steppentiere und sie benötigen lange Fasern. Ihr Verdauungstrakt ist daran angepasst. Eine ausreichende Gabe Heu würde für viele Pferde als Grundnahrung ausreichen. Kraftfutter sollte nur ergänzend für Pferde gefüttert werden, die mehr Energie benötigen.
Unerlässlich ist ein gutes Mineralfutter – das braucht jedes Pferd! Vor allem Selen, Zink und Kupfer sollten in ausreichender Menge enthalten sein. Mein Tipp: Zink als organische Verbindung wird dreimal so gut aufgenommen wie als anorganische Verbindung.
Der Weidegang ergänzt Heu gut. Jedoch Vorsicht bei leichtfuttrigen Rassen wie Shetties etc., da Gras viel Energie enthält. Für Rentner oder auch Pferde mit beispielweise Magengeschwüren ist die zusätzliche Energie in der Regel gut. Außerdem wirkt sich Grasen durch das kontinuierliche Kauen und das enthaltene Tryptophan positiv auf die Psyche des Pferdes aus. Tryptophan ist eine natürliche Aminosäure, die für die Bildung des Glückshormons Serotonin benötigt wird.
- Bei IWEST setzen Sie auf Ganzheitlichkeit, nämlich Diät- und Ergänzungsfutter auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, zusätzlich Unterstützung in allen Fragen der Fütterung, der Haltung, des Trainings und der Gesundheit. Kann ich mich als Privatkunde einfach bei Ihnen melden und mich beraten lassen?
Ja, das können Sie. Wir beraten zu allen Fragen und Problemen der Fütterung. Zudem bieten wir auch eine genaue Rationsberechnung an, die ist aber kostenpflichtig. Unser Musterrationsrechner steht kostenfrei zur Verfügung.
- Kann ich als „Fütterungs-Amateur“ mein Pferd auch selbst beurteilen hinsichtlich der Fütterung?
Definitiv. Sie können den Ernährungszustand bzw. die Körperfülle beurteilen. Ist das Pferd zu dünn, zu dick oder normal? Das wird ergänzend mit dem sogenannten Body Condition Score (BCS) berechnet. Dazu nimmt man sechs verschiedene Knochenpunkte (Hals, Schulterpartie, Rippen der Brustwand, Rücken und Kruppe, Hüfthöcker sowie die Linie zwischen Schweifansatz und Sitzbeinhöcker) und tastet sie beispielweise nach Fettreserven ab. Heraus kommt nachher eine Zahl – der BCS – und die sagt vieles über den Ernährungszustand des Pferdes aus. Ein passendes Video gibt es hier: https://www.iwest.de/infothek.html
- Was sind in Ihren Augen die Ammenmärchen in der Pferdefütterung?
„Hafer macht heiß“ – das stimmt so nicht. Nur zu viel Energie macht heiß. Bekommt das Pferd mehr Energie zugefüttert als es auch verbraucht, muss es diese Energie entladen – und wird „heiß“. Hafer jedoch macht nicht generell heiß. Deshalb sollten Pferde nur angepasste Rationen bekommen.
„Viel hilft viel“ – auch hier ein klares Nein. Leider wird das noch oft gedacht. Ähnlich wie beim Menschen haben wir leider inzwischen immer mehr überfütterte Pferde.
„Natürliche Inhaltsstoffe machen nicht krank“ – alles was hilft, kann auch schaden. Kräuter sind nicht nur gesund und gut. Kräuter enthalten viele Proteine und damit Allergiepotential. Viele Kräuter sind verunreinigt, beispielsweise durch Jakobskreuzkraut.
„Pferde brauchen kein Mineralfutter, wenn sie auf die Weide gehen“ – Doch! Brauchen sie! Unsere Weiden enthalten kaum noch Mineralien. Unsere Böden sind oft sehr verbraucht. Gutes Mineralfutter braucht jedes Pferd.
„Möhren dürfen nicht an Pferde mit Stoffwechselproblemen verfüttert werden, da sie zu viel Zucker enthalten“ – Möhren enthalten 85 % Wasser, da bleibt gar nicht viel übrig, was noch Zucker sein könnte. Möhren machen Pferden Freude und sind ein super Leckerli. Ähnliches gilt für Zuckerrübenschnitzel – der meiste Zucker steckt im Namen. Sie liegen vom Zuckergehalt her nur knapp über dem Heu. Zuckerrübenschnitzel sind sogar sehr zuckerarm.
- Auf was achtet IWEST bei der Entwicklung und Herstellung der Produkte besonders?
Jede Produktentwicklung beginnt bei uns mit dem Problem eines individuellen Pferdes, was sich aus unserer Sicht mit den am Markt vorhandenen Produkten noch nicht optimal lösen lässt. Daraufhin suchen wir in Zusammenspiel des aktuellen Stands der Forschung und unserer Erfahrung eine Lösung, die auch tatsächlich nachweislich hilft. Ganz wichtig ist uns: Die Berücksichtigung der ernährungsphysiologen Grundlagen des Pferdes und der Einsatz qualitativ hochwertiger Rohstoffe, die wir laufend kontrollieren.
- Wie sieht eine ausgewogene Ernährung für Pferde aus?
Ein Pferd benötigt Heu, Mineralien und Kraftfutter in angepassten Mengen. Möhren können ergänzend gefüttert werden. Äpfel bitte nur in Maßen und an gesunden Pferden füttern, denn sie enthalten viel Zucker und Säure.