It‘s Showtime! DM-Gold für Dorothee Schneider im Grand Prix Special! Was für eine Entscheidung in der Dressur! Spannender kann eine Deutsche Meisterschaft im Grand Prix Special nicht aussehen. Eine Prüfung, gespickt mit Emotionen, einer Reiterin, die den Weg wieder finden möchte und einem abgefahrenen Pferd, das manchmal etwas zu sehr nachdenkt.
Grand Prix Special/ Klaus Rheinberger Memorial
Hach, was war das für ein Deutscher Meisterschafts-Grand Prix Special beim Longines Balve Optimum! In der Tat brachte die Prüfung alles mit, was man sich nur wünschen kann: Spannung, Emotionen, Unerwartetes… „Ein Film hätte spannender nicht sein können. Wir haben hier Weltsport gesehen mit Weltklasse-Reitern und Weltklasse-Pferden“, schwärmte Chefrichter Reinhard Richenhagen. Die Besten des Tages waren Dorothee Schneider und ihr Showtime FRH. Vor drei Jahren wurden die Zwei Deutsche Meister in der Grand Prix Kür, danach laborierte der imposante Sandro Hit-Nachkomme immer wieder an Verletzungen. Nun meldete sich der 13-jährige Hannoveraner eindrucksvoll in alter, aber gereifter Form zurück: Deutsche Meister im Grand Prix Special mit 80,745 Prozent! „Er ist wieder voll da! Es war sehr emotional und aufregend für mich. Ich reite ihn, seit er drei Jahre alt ist. Am meisten freue ich mich, dass ich ein topfittes Pferd habe, das jetzt zudem noch kräftiger und gelassener geworden ist. Allerdings hatten sich heute noch ein paar Fehlerchen eingeschlichen. Wir hatten einen kleinen Rumpler in den Einerwechseln und einmal sind wir im Kreuzgalopp angaloppiert“, so Dorothee Schneider nach dem Sieg. Für die morgige Grand Prix Kür, den Longines Großer Optimum Preis, hat sich die Reiterin aus Framersheim allerdings für Sammy Davis jr. entschieden. „Er ist fit für die Kür. Showtime FRH werde ich jetzt erst langsam wieder hochdosieren.“
Sie hätte für die Sensation des Tages sorgen können: Als letzte Reiterin hätte die Dressurqueen Isabell Werth mit ihrem Nummer 1-Pferd Bella Rose Gold und mit Emilio Bronze holen können. Damit hatten wohl auch viele gerechnet, schon da sich Isa und Bella gestern in Topform zeigten und den Grand Prix für sich entscheiden konnten. Es sollte aber anders kommen. Ausgerechnet die erfahrene Isabell Werth verritt sich im Sattel der 15-jährigen Westfälin Bella Rose (v. Belissimo)! „Das kostete 2 teure Punkte Abzug“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu. „Ich weiß um die Tragödie des Klingelns“, so Richard Richenhagen, „und deshalb wartete ich noch 3 Sekunden. Es ist allerdings charmant, besonders für die Zuschauer, wenn solche Fehler passieren. Denn es kann jedem passieren. Im letzten Jahr verritt sich auch Sönke Rothenberger.“ Und somit gewann die 50-jährige Rheinbergerin die Silbermedaille mit dem 13-jährigen Emilio (v. Ehrenpreis) mit 79,647 Prozent, mit Bella Rose landete sie mit 79,471 Prozent auf Rang vier. „Ich bin superstolz auf Emilio. Er hat sich hier toll präsentiert, war sehr konstant in der Leistung. Auch Bella hat sich toll gezeigt, hat noch ein Schippchen mehr draufgelegt als gestern… Und dann kam ich… Insgesamt waren die Pferde heute besser als ich. Ich konnte ihnen heute nicht gerecht werden“, sagte Isabell Werth in ihrer unnachahmlichen ironischen Art. „Ich werde jetzt meine Gehirnzellen rekonstruieren, damit ich auch die richtigen Wege wiederfinde. Ich war heute nicht gut genug. Fertig!“ In der morgigen Kür tritt sie mit Emilio an.
Über Bronze freute sich Jessica von Bredow-Werndl. Auf ihrer zwölfjährigen Trakehner Stute TSF Dalera BB (v. Easy Game) kam sie auf 79,588 Prozent. Es ist Jessica von Bredow-Werndls insgesamt vierte Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften – und ihre zweite davon mit der wunderbaren Dalera. Ein Pferd, von dem man schwärmen muss, „sie ist ein so abgefahrenes Pferd! Dalera ist für mich das, was Bella Rose für Isabell ist!“, so die Aubenhausenerin. „Leider haben wir drei Lektionen verhauen und sie hat heute zu sehr nachgedacht – da ist also noch mehr drin. Das wollen wir morgen in der Kür zeige! Sie ist topfit!“
Am morgigen Sonntag stehen die Entscheidungen über die Deutsche Meisterschaft in der Grand Prix Kür, dem Longines Großer Optimum Preis, präsentiert durch das Land Nordrhein-Westfalen, ab 10.45 h auf dem Programm.
Die weiteren Ergebnisse:
Preis des Amateur-Springreiterclub Deutschland e.V. – präsentiert von Zimmer – Willems & Partner
Am frühen Samstagmorgen siegte Marcel Grote im Preis des Amateur-Springreiterclub Deutschland e.V. präsentiert von Zimmer – Willems & Partner im Stechen der besten Acht. Im Sattel des erst achtjährigen Westfalenhengstes Blondie KL (v. Chin Quin) düste er zur goldenen Schleife (46,29) vor Markus Schlamann mit der Hannoveranerin Society-Lady (v. Stolzenberg) und Jörg Fänger, der sich für den zehnjährigen Oldenburger Cedrick entschieden hatte (0,49,33)
Preis der University of Applied Sciences Europe
Im Preis der University of Applied Sciences Europe, einer Prüfung der Mittleren Tour, hatte der Ehemann von Simone Blum, Hans Günther-Blum, die Nase vorn. Der Springreiter, der seit Kindesbeinen an im Sattel sitzt, ist seit 2014 Trainer der deutschen Amazone – und schaffte es als erster Trainer, eine Frau zum Weltmeistertitel zu bringen. Und auch er ist schon lange ein Reiter für die großen Aufgaben. Mit dem erst achtjährigen Deutschen Sportpferd Django Unchained T (v. Diarado) siegte Hans-Günther Blum in fehlerfreien 67,69 Sekunden vor Andreas Kreuzer und seinem Oldenburger Hengst Campino (v. Cador; 0/67,76). Rang drei fiel an Jan Wernke, der mit der Hannoveraner Stute Queenessa Verdi (v. Q-Verdi) in fehlerfreien 68,78 Sekunden ins Ziel kam.
Deutschlands U25 Springpokal der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport – Qualifikation fürs Finale in Aachen
Er kam, er sah, er ritt der Konkurrenz davon: Guido KLatte jr., im letzten Jahr Deutscher Vizemeister der Springreiter, zeigte bei Deutschlands U25 Springpokal der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport – Finalqualifikation, was für ein Teufelsreiter in ihm steckt. Im Sattel von Corisanto blieb er im Stechen der besten Vier ohne Fehler in 41,00 Sekunden. Die zweitplatzierte Hannah Schleef brauchte im Sattel von Lilly du Rouet fast vier Sekunden länger (0/44,47). Mit einem Abwurf im Stechen musste Sven Gero Hünicke hadern (4/43,83). Er hatte Sunshine Brown gesattelt.
Glückwunsche an Guido Klatte jr., der sich mit dem Sieg in der Finalqualifikation direkt zum Finale von Deutschlands U25 Springpokal der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport.